Freitag, 5. März 2010

Pura Vida - Costa Rica

Costa Rica hat mich heute morgen (06.03.) so verabschiedet, wie es mich vor genau einem Monat empfangen hat - mit einem System- bzw. Buchungsfehler. Heute morgen um 5 Uhr war es allerdings nicht die Busagentur, sondern die Fluggesellschaft oder meine Reiseagentur bei der der Fehler lag. Auf jeden Fall wurde mir eine Stunde vor dem Abflug am Schalter gesagt, dass ich doch eigentlich ein physischen Papierticket haben sollte und kein elektronisches Ticket für den Flug nach Mexico City, jedoch für den Weiterflug nach Cancun vorliegt... Nach ein paar Telefonaten mit der Reiseagentur in Stuttgart und der Warnung, dass der Schalter in 2 Minuten schließt, war ich schon dabei ein neues Ticket zu kaufen und mir eine schöne Beschwerdemail an STA Travel auszudenken. Als nach einer gefühlten Ewigkeit dann doch noch ein Anruf aus Stuttgart kam und mir gesagt wurde, dass ein neues - nun tatsächlich elektronisches - Ticket ausgestellt wurde, konnte ich zum Glück die Kreditkartenabbuchung für das neue Ticket wieder rückgängig machen und mir nach dreimaligen Versuchung, minutenlangen Zittern, 25 Minuten vor Abflug doch noch mein vorgesehenes Ticket ausstellen lassen. Einen positiven Aspekt hatte die ganze Sache nun doch: Ich durfte die 200 Meter lange Schlange vor dem Zoll umgehen und gelangte rechtzeitig zur Bordingtime ans Terminal! Nun aber doch nochmal ganz von vorne:

Meinen letzten Bericht schrieb ich auf den Weg nach Nicaragua, wo ich mich anstatt in der Hauptstadt Managua zu bleiben, dazu entschieden habe mit Danielle mit dem Taxi ins 40km entfernte und um einiges schönere Granada zu fahren. Am ersten Abend (04.02.) wurde das Nachtleben unter die Lupe genommen und am darauffolgenden an einem nahe gelegenen Privatsee gechillt.Am Samstag, den 06.02. (genau vor einem Monat) erwartete mich dann nun endlich San Jose. Allerdings begann meine Busfahrt nicht wie geplant um 5.30 Uhr morgens, sondern ganze 9 Stunden später um 14:30 und das dann auch noch mit einer anderen Busagentur als geplant. Wie schon oben angesprochen, konnte mein Name nicht im System der Busagentur gefunden werden und da mir mitgeteilt wurde, dass alle Busse für diesen Tag von Managua nach San Jose ausgebucht waren, machte ich mich auf eine andere Alternative zu suchen. Lange Rede... Sonntag 1 Uhr nachts klopfte ich dann endlich an die Tür meiner Gastfamilie, man öffnete mir freundlich, ich wurde herzlich von der müden Gastmutter emfangen und von einer kleinen Ratte, was wohl ein Hund darstellen sollte, angesprungen. Eigentlich hatte ich für den ersten Abend in San Jose geplant, dass sich das dortige Nachtleben und ich uns ein wenig näher kommen, dem einzigen dem ich allerdings noch an die Wäsche bin, war mein schönes, großes Bett.

Am nächsten Morgen erwartete Costa Rica ein großer Tag! Nachdem ich die restliche Familie kennengelernt hatte, nahmen mich Zelmira (die Gastmutter) und der etwas kommunistische Edgar Senior mit in den Stadtteil Cartago, um ihre Stimme für die Präsidentenwahl abzugeben. Dem mit voller Begeisterung über die gute, alte Zeit erzählenden Edgar konnte aufgrund Mangel an Schlaf und Spanischkenntnissen auf der ganzen Fahrt nur mit Kopfnicken und "si, claro" entgegnen...Dabei sollte man wohl betonen, dass die Costa Ricaner tatsächlich überaus gastfreundlich sind und sehr warme Gemüter haben; abends wurde ich dann auch so gleich auf eine Familienfeier mit ca. 50 Personen mitgenommen, bei der der Wahlausgang zusammen beobachtet wurde und ich doch ein wenig der Star in der Menge war, da die Leute in der Gegend wohl nicht oft Ausländer in ihren Reihen zu sehen bekommen. So versuchte mich Edgar mit allen möglichen seiner Verwandten zu verkuppeln und zu verheiraten, was ich allerdings dankend und bemüht mein eingerostetes spanisch wieder zu entdecken, ablehnte.

Als Nebenvermerk sei noch gesagt, dass die Deutschen in ganz Mittelamerika ein recht hohe Ansehen genießen! Ich habe mir sagen lassen, dass dies durch die WM 1994 in Mexico herrührt, bei der man so viel ich weiß im Finale Argentinien mit 2:3 unterlag. Mehr noch als in Costa Rica merkt man diese entgegengebrachte Sympathie allerdings noch in Mexiko selbst, wovon die Gringos (Amerikaner) nur träumen können.

Zu meinen ersten Tag in San Jose lässt sich nicht viel mehr sagen, bis auf dass Costa Rica nun auch eine Frau als Oberhaupt hat und ihr Name Laura Chinchilla ist. (Für alle Klugscheißer: Ich weiß, dass in Deutschland eigentlich nicht der Bundeskanzler, sondern der Bundespräsident der Chef im Ring ist :-)

Soo, Montag (07.03) erwartete mich seit langem mal wieder ein erster Schultag im Instituto Espanol de Costa Rica. Auf dem Weg dorthin musste ich mir oftmals das Lachen verkneifen, da mich die begleitende Zelmira tatsächlich wie ein 6jährigen Schulanfänger behandelte; sie erklärte mir immer über eine Ampel zu gehen, dass die Straßen doch so gefährlich sind und und und :-D sehr amüsant...

Wie so viel in Costa Rica, hatte ich mir auch die Sprachschule um einiges anders vorgestellt und so entschied ich mich aufgrund der Qualifikation und Motivation der Lehrer am ersten, dass eine Woche Sprachschule zum Auffrischen reichen sollte und die restlichen drei Wochen mit Reisen durch das Land billiger und besser genutzt wären.

So verging die erste Woche mit Spanisch lernen und mit der Besichtigung San Jose's, wobei sich die Stadt nicht als die aller schönste entpuppte. Dieses Bild zeigt übrigens die "Iglesia de los Angeles" in Cartago, in der ich einen Tag bevor die neue Präsidentin offiziell ins Amt eingeführt wurde, herum spaziert bin.Am ersten Wochenende wartete auf mich eine Tagestour auf die ich mich schon lange gefreut hatte: Das für was ein Land berühmt ist, sollte man ja wohl nicht auslassen und so hiess es für Lukas aus Deutschland, den ich in der Sprachschule kennengelernt habe und mich, den Pacuare River in einem Schlauchboot abwärts zu paddeln. Das Rafting in Costa Rica ist deshalb so bekannt, da hier die besten Stromschnellen vorzufinden sind. Da wir uns allerdings in der Trockenzeit befanden, konnten nur Stromschnellen der Stufe 4 von 5 erreicht werden, was allerdings auch schon für den ein oder andere Adrenallinkick sorgte.
Am Anfang der zweiten Woche machte ich mich mit einem Couchsurfingfreund von den Philippinen auf nach Montezuma an die Pazifikküste des Landes. Auf dem Weg dorthin, kurz vor der Fähre gabelten Francis und ich noch einen Südafrikaner auf, der uns mit nach Montezuma und danach bei unseren kläglichen Versuchen auf dem Surfbrett in Santa Teresa eine gute Figur abzugeben, begleitete. Unsere Behausung in Montezuma seht ihr übrigens hier:

Ja, wir haben eine Nacht in einem relativ geräumigen Bus geschlafen, was eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlich Hostelzimmer darstellte. Dieses sieht nämlich, wie ihr am Beispiel von Santa Teresa sehen könnt, diesem in jedem Hostel sehr ähnlich:

Zum Wochenende verabschiedeten sich Francis und ich vom schönen Strand mit den perfekten Surferwellen in Santa Teresa zum Carnaval nach Puntarenas - ein Kontrastprogramm zur deutschen Fasncht. Im Gegensatz zu langweiligen Kappensitzungen und Umzüge, bei denen man halb erfriert, wird beim lateinamerikanischen Carnaval mit den Gruppen auf der Straße getanzt, man kennt keine Berührungshemnisse vor den Bandmitgliedern und es wird den ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein mit im Vergleich zu Deutschland mäßigem Alkoholkonsum ausgelassen gefeiert.

Das hier ist übrigens der verrückte Philippino Francis, der uns kurz vor dem schlafengehen offenbarte, dass er eigentlich allergisch auf Alkohol reagiert und wir doch bitte kontrollieren sollen, ob er in ca. 2h noch atmet!!Nach diesem kleinen Schock, überprüfte ich dies tatsächlich mitten in der Nacht und so konnte unsere Reise am nächsten Tag weiter die Pazifikküste Richtung Manuel Antonio gehen. In dem sympathischen Strandort wurde am Meer gechillt, geschnorchelt und den berühmten, aber wohl dadurch auch viel zu touristischen Nationalpark durchquert. In Costa Rica habe ich in der Retrospektive betrachtet das Schnorcheln auf den Fidschis erst so richtig schätzen gelernt, denn die Sicht unter Wasser, war mit der auf den Fidschis nicht zu vergleichen...

Da es von der Pazifikküste keinen direkten Bus an die Karibikküste gibt, führte mich mein Weg zurück nach San Jose, wo mich Aracelly (eine andere Gastmutter), die ich über eine Schülerin aus der Sprachschule kennengelernt hatte, herzlich für drei Tage bei sich aufnahm. Aufgrund des zunehmend schlechten Wetters in der Hauptstadt, war der einzige Höhepunkt in dieser Zeit der Tanzkurs, den die 67 Jahre alte Aracelly für ihre Nachbarinnen wöchentlich gibt. So befand ich mich mittwoch morgens mit 5 alten Hausfrauen Salsa, Merengue und Bachata tanzend in der Garage des Hauses und hatte einen heiden Spaß mit den Mädels :-D (und sie wohl auch mit mir und meinen "Tanzkünsten").

Am darauffolgenden Wochenende machte ich mich auf, den berühmtesten und aktivsten Vulkan Costa Ricas, Vulkan Arenal nahe La Fortuna, zu besichtigen. Leider fiel dieses Wochenende, wie auch die meisten meiner letzten Tage in Costa Rica, wortwörtlich ins Wasser. Nur einmal, als ich mich nachts um 3 Uhr für eine Tour aus dem Bett quälte, lag der Vulkan in all seiner Pracht und ohne Nebelwände vor mir:

Nicht nur auf dem Weg nach Puerto Viejo in der Karibik, sondern auch den ganzen darauffolgenden Tag schüttete es an der Nordseite Costa Ricas wie aus Kübeln. Da ich außer einer Pokerpartie nachts im Hostel nicht vielmehr anfangen konnte, entschied ich mich spontan in das nahegelegene Boccas del Torre nach Panama zu fahren und dort mein Glück mit dem Wetter zu versuchen.Und ich glaubte es kaum, aber der einzige regenfreie Tag, den ich die letzte Woche verbracht habe, gehörte Panama und einem liebenswürdigen Hostel direkt ans, oder besser gesagt ins Wasser gebaut. Viel spektakuläres gibt es von den letzten Tagen ehrlicherweise nicht zu berichten, das Wetter wurde mir zwar von allen als sehr untypisch für die Jahreszeit bestätigt aber ein großer Trost war mir das auch nicht. So habe ich die letzten 10 Tage wohl so viel geschlafen, wie in meinem ganzen Leben nicht, Zeit vertrödelt und aus Langeweile sogar alle 50 Staaten der USA samt Hauptstädte auswendig gelernt... jetzt kann ich wenigstens ein bisschen Klugscheißen und habe sogar auch schon den ersten Erfolg erzielt, als ich mit einem Ami, der es nicht wahrhaben wollte, dass Frankfort die Hauptstadt Kenntucky's sei, um ein Bier gewettet habe.
Gestern abend (05.03) hat mich dazu noch ein kleines Erdbeben in den Schlaf gewiegt; glücklicherweiße war dies in San Jose nicht so stark wie das vor ein paar Tagen in Santiago de Chile und so sitze ich nun nach dem anfangs beschriebenen Flughafenabenteuer auf dem Balkon meines Hostels in Cancun. Zwar habe ich von hier einen recht schönen Blick über halb Cancun, allerdings befinde ich mich weiter weg als gedacht von den bekannten Hotels der amerikanischen Springbreaker und bemühe mich deshalb nun darum, den Tag sinnvoll ausklingen zu lassen ;-)

Die besten Grüße aus der Karibik sendet euch Benni!

(Für Fehler und Schrift, haftet der Stift! :-)