Freitag, 5. Februar 2010

Von 0 auf 2500

Zuerst muss ich mich wohl von vorne herein für mein jetziges Deutsch entschuldigen; ich spreche seit drei Wochen mehr spanglish als deutsch und muss sagen, dass ich ein wenig aus der Übung bin und mir besonders das Schreíben doch ein wenig schwer fällt.
Nun da ich eine Entschuldigung für meinen Schreibstil habe, kann es los gehen :-)

Die zwei Nächte in Puerto Escondido gingen trotz Nichtstun schnell vorbei. Das einzig Produktive, das wir im Hostel Cabanas Buena Onda zu Stande gebracht haben, war bis eine Stunde nach dem Sonnenuntergang am Strand Volleyball zu spielen, zu der Gitarrenmusik eines kanadischen Wandervogels (mit diesem Wort grüße ich einen ehemaligen Komolitonen, der sich über das Auftauchen des Wortes, das ich sonst niemals benutzen würde, sicherlich sehr freut) ein kühles Bierchen zu trinken und die Abende ausklingen zu lassen. Oh, recht langer Satz, geht also doch noch...

Allerdings muss ich als Highlight von Puerto Escondido einen Abend herausheben, an dem Jon (eben dieser Kanadier) und Max aus Frankreich eine spontane Slamsession im benachbarten Hostel starteten. Zu der improvisierten Gitarrenmusik sang zuerst Jon, dann rappte Max unendlich und unverständliche Sätze in Französisch, was sich zusammen allerdings überaus gut ergänzte und jedem, der staunend daneben stand, eine Gänsehaut verschaffte.

In der Nacht vom 24.01. zu Montag ging es dann von Puerto Escondido nach San Cristobal. In 13 Stunden hieß es also mit dem komfortablen Nachtbus von 0 auf ca. 2.500 Meter. Begleitet wurde ich dabei von dem positiv verrückten Franzosen Max, der sich am Abend zuvor entschied mit mir nahe an die Grenze von Mexico zu Guatemala zu kommen. Bis abends wurde nicht vielmehr gemacht als die Stadt zu besichtigen, einzukaufen und die Wäsche für umgerechnet 2 Euro waschen zu lassen. Da ich mich mal wieder über Couchsurfing.org um eine Schlafmöglichkeit bei einem Einheimischen gekümmert hatte, traf ich mich am Abend mit Sara de Gonzales, die mich nach zwei Nächten im Hostel für weitere zwei Nächte beherbergen sollte. Da es in San Cristobal nicht allzu viele Couchsurfer gibt, kennt hier in der Community jeder jeden und so fand ich mich an diesem Abend in einem Couchsurfer-Treff mit 8 Leuten wieder – ein guter Grund ein wenig Spanisch zu lernen/reden.
Am nächsten Morgen unternahm ich eine Tour zum nahe gelegenen Sumidero Canyon, der mit dem Boot durchquert werden sollte. Auf der Fahrt ins Tal hinab hatte ich aufgrund des starken Nebels schon Angst, dass meine Canyonerfahrungen für diesen Trip wie in Milford Sound, Neuseeland, vom Nebel vereitelt werden könnte. Aber zum Glück hatte sich der Nebel im Tal verzogen und es konnten nicht nur schöne Bilder vom Canyon gemacht werden, sondern auch Süßwasserkrokodile am Flussrand bestaunt und tote Ziegen im Wasser herumtreibend gesehen werden. An der höchsten Stelle hatten die Berge um uns herum eine Höhe von einem Kilometer, was zwar schwer vorzustellen war, mir allerdings AJ Hackett in den Hinterkopf trieb: Der sollte sich den Canyon wohl besser Mal für den höchsten Bungeejump der Welt anschauen :) Eine erstaunliche Landschaft, geradezu gemacht für eine Bungeeplatform!

Da dieser Abend der letzte für Max und mich zusammen war, gingen wir in eine lokale Studentenkneipe, wo Max einmal mehr seine französischen Rapkünste unter Beweis stellen konnte. (Falls es tatsächlich jemanden interessiert, kann ich euch gerne seine Facebookseite schicken, auf der er ein paar Videos von sich hochgeladen hat)
Der Morgen des 28ten sollte für mich schon um halb 6 beginnen. An diesem Tag erwartete mich eine Tagestour in Richtung Palanque. Doch bevor die berühmten Ruinen dort besichtigt wurden ging es zuerst zu den imposanten Agua Azul Wasserfälle. Der 1,50m Zwergenguide, der uns durch den tropischen Wald zu den Wasserfälle führte, meinte leider uns vorschreiben zu müssen, dass es nicht erlaubt sei in den Wasserfällen zu baden... wäre auch zu schön gewesen bei diesem Anblick, oder?!

Auf dem Weg nach Palenque wurde noch ein kurzer Stopp bei dem Misol-Ha Wasserfall gemacht, der allerdings von den meisten genutzt wurde, um etwas zu essen, da diese Wasserfälle im Vergleich zu den bereits gesehenen ziemlich abstinken konnten.
Nach bereits über 4 Stunden im kleinen 15 Mann Van kamen wir nun aber endlich an den Ruinen von Palenque an, welche mit spanisch sprechendem Guide und den unüberhörbaren Lauten von Brüllaffen im Hintergrund betreten wurden. Tatsächlich ein sehr mystisch erscheinender Ort, an dem man sich kaum getraute laut zu reden, vor Angst die unbeschreibliche Atmosphäre zu zerstören. Die besten Phantasien, wie die Maya damals gelebt haben, konnten von den Gipfel der vielen zu besteigenden und gut erhaltenen Tempeln gesponnen werden. Manchmal fühlte ich mich ähnlich wie bei den Teotihuacan Pyramiden in Mexico, ins 6te Jahrhundert nach Christus zurückversetzt, als die Maya ihre Blütezeit hatten, und als würde ich an dem Treiben der belebten Stadt teilhaben.

Als ich nach der 5stündigen Fahrt endlich in San Cristobal zurück angekommen war machte ich mich noch auf den Weg zu Sara, die mit ihrer Mutter, einem Hausmädchen und vier Katzen im Süden der Stadt wohnt.
Am nächsten Morgen hatten wir uns vorgenommen die Kirche von Chamula zu besichtigen; ein Ort nur eine halbe Autostunde von San Cristobal entfernt. Leider war es nicht gestattet Bilder innerhalb der Kirche zu machen, aber man kann sich den Ort leicht vorstellen, wenn man sich eine deutsche, katholische! Kirche vorstellt, die Bänke rausschmeißt, 48 Schutzheilige an den Seiten sowie Stroh auf dem Boden verteilt und unzählig viele Kerzen aufstellt, die diesen Ort eben zu etwas besonderem machen.

Guatemala

Der nächste Tag bedeutete den Abschied von Sara, San Cristobal und Mexico, denn es ging nun am Samstag, den 30.01., nach Guatemala in die am See Atitlan gelegene Stadt Panajachel. Da wegen der Grenzüberschreitung dieser Bus über Tag fuhr, wurden zwar neue Bekanntschaften geknüpft, allerdings kamen wir auch erst abends in Panajachel an, wo es nur noch mit einem österreichischen Pärchen in ein guatemalisches Restaurant zum Abendessen ging. Da am gleichen Abend noch eine Tour zum sonntäglichen Markt nach Chichicastenango gebucht wurde, fand ich mich an diesem Abend recht früh im Bett und am nächsten Morgen ebenso früh im Bus von Pana nach Chichi wieder. Meine Eltern können sich nun auf ein paar Souvenirs aus Guatemala sowie auf die Einfuhrsteuer freuen :-)
Zurück vom Markt hieß es für mich noch am selben Tag meine Sachen zu packen und diese bei einer Mayafamilie im nahe gelegenen San Juan, ein in den Berg gebautes Dorf mit wunderschönem Blick auf den See, abzustellen. Dieses Projekt wurde mir durch eine Reiseagentur näher gebracht und so durfte ich die Erfahrung machen, eine Nacht mit Daniel, seiner Frau , der 7jährigen Ingrid, dem 9 Monate alten Daniel Junior, dem Großvater (abuelo) und dem anderen Touri Francisco aus Chile in einem typischen und spärlich eingerichteten Mayahaus zu verbringen.

Als nächstes wurde am darauf folgenden Tag Antigua angesteuert, das nur 2 Stunden von Panajachel entfernt liegt. Von einem sehr gemütlichen Hostel aus startete ich meinen Abend, um mich mit zwei Irinnen zu treffen, die auch auf dem Weg nach San Jose sind/waren, um dort englisch zu unterrichten und die ich im Bus nach Panajachel kennengelernt hatte. Unser Weg führte uns in einen Irish Pub im Stadtkern von Antigua. Schon ein wenig merkwürdig in einer fast 500 Jahre alten Stadt in Guatemala zu sein und sich trotzdem wie in Irland zu fühlen. Auch gerade das englisch sprechende Publikum und der Luftgitarrenkontest trugen dazu bei.
Es hat sich wohl schon als Tradition erwiesen, dass ich bevor ich auf einen Vulkan klettere, nicht viel Schlaf abbekomme und so startete ich die Tour zum aktiven Vulkan Pacaya mit ähnlich wenig Schlaf wie in Neuseeland die Tongariro Alpine Crossing – allerdings dieses Mal mit mehr Vorfreude aufgrund der Aktivität des Vulkans. Zwei Stunden ungemütliche Busfahrt und einen 1 1/2-Stunden steilen Anstiegs später stand ich nun mit meiner 20 Mann Gruppe vor dem Vulkan und wunderte mich, wo denn die roten Lavaströme geblieben sind, die uns auf Bildern der Reiseagenturen versprochen wurden. Schon ein wenig enttäuscht machten sich ein paar Abenteuerlustigere auf, die seit 3 Jahren erfrohrene Lava zu erklimmen. Und tatsächlich, nach 1 Stunde des Wartens und vieler langer Gesichter, tat uns der Pacaya den Gefallen und bereitete uns ein kleines Spektakel mit sprühender Lava und nach einiger Zeit einem daraus entstehenden Lavastrom, der sich langsam seinen Weg in unsere Richtung bahnte – jedoch zu fern war, um an ihm Marshmellows zu braten, welche uns die Kinder im Dorf verkaufen wollten.
Mit dieser Genugtuung im Rücken ging es im Dunkeln den Berg hinab, stets auf den Versen des Guides. Die letzte Nacht in Guatemala sollte nun ein wenig länger geschlafen werden, denn es erwatete mich ein Zweitagebustrip nach Managua in Nicaragua, der heute abend (Donnerstag, 04.02.) enden wird. Auf einen längeren Aufenthalt in San Salvador wollte ich verzichten, da man auf der Seite des Auswärtigen Amtes lesen konnte, dass dort täglich im Schnitt 10 Leute ums Leben kommen und man sich vor allem Möglichen fürchten sollte, auf keinen Fall ein Taxi nach 8 Uhr nehmen solte und und und... Soweit in der Theorie. In der Praxis muss man aufgrund der Grenzbestimmungen zwangsläufig eine Nacht in El Salvador verbringen, möchte man weiter in ein Nachbarland reisen. An der Busstation in Guatemala wartend hat mich mehr oder weniger Hilfe suchend eine Amerikanerin angesprochen, die alleine bis nach Panama reist und dabei kaum mehr als ausbaufähige Spanischkenntnisse besitzt. Mit ihr und einem weiteren Jon aus Kanada wurde in einem Hotel nahe der Busstation übernachtet. Da wir im Bus nach San Salvador einen netten, hilfsbereiten Salvadorianer kennengelernt hatten und dieser uns in seine nahegelene Bar einlud, wurde gestern abend entgegen aller Erwartungen ein sehr angenehmer Abend mit den Einheimischen und Reisenden verbacht. Eine erstmals dort auftretende Band wurde dann gegen später als bessere Karaokemaschine ausgenutzt :-) Hätte ich mehr Zeit wäre ich sicherlich den ein oder anderen Tag länger bei den überaus freundlichen Locals geblieben, von denen ich allerdings manche hoffentlich in Panama oder Argentinien wieder sehen werde. So endet eine doch anstrengende Zweitagesbustour mit drei Grenzüberschreitungen heute abend hoffentlich gut in Granada, Nicaragua. Am Samstag werde ich dann endlich in San Jose (Costa Rica) ankommen, wo ich mich darauf freuen kann meine Kleider und sonstigen Sachen einen Monat lang nicht ständig ein und auspacken zu müssen. Hier ist ein Bild meiner Gastfamilie und ihre Nummer, falls jemand den Bedarf hat, seine Spanischkenntnisse zu verbessern – so wie Daniell, die Amerikanerin, die gerade neben mir sitzt und verzweifelt versucht das Grundlegende des Spanisch’ zu erlernen...

Familie: Navarro Núñez
Telefon: 00506-2285-1808